Was resiliente Menschen von labilen Menschen unterscheidet?

Trauer ist mehr als nur ein Gefühl, jeder Mensch durchlebt in seinem Leben unterschiedliche Trauerphasen. Schon früh dürfen wir lernen damit umzugehen. Ein Schulwechsel ist genauso ein Abschied, wie ein Jobverlust im Erwachsensein.

Wir alle haben unterschiedlich damit umgehen gelernt, diese unbewussten Muster begleiten uns ein Leben lang. Wer mag dieses Gefühl der „Trauer“ schon. So vermag es ein Tabu Thema in unserer Gesellschaft zu sein. Doch braucht es auch in solchen Verlustphasen eine klare Gebrauchsanweisung, um wieder zurück ins Leben zu finden. Dabei verhilft uns die Logotherapie, sodass wir auch in der Trauer einen besseren Umgang damit finden.


Verdrängung kann Fluch oder Segen sein

Wir sind wahre Meister in der Verdrängung geworden. Durch den Optimierungswahn in der Gesellschaft sind die sogenannten negativen Emotionen nicht mehr erwünscht. Nach Außen wird immer der Schein gewahrt, aber tief drinnen weint die eigene Seele.

Nicht wahrhaben wollen, dass es einem schlecht geht, ist auch Teil in der Trauerarbeit Phase 1 – Nicht wahrhaben wollen. Jeder hat in der Kindheit durch die Vorbildwirkung der Eltern anders damit umzugehen gelernt, aber diese erlernten Muster werden auch später wieder bei einem Verlust sichtbar.
Viele Menschen ziehen sich zurück, ziehen sich eine Serie nach der andern rein, verlassen tagelang das Bett nicht mehr oder versacken jeden Abend an einer anderen Bar. Sie prägen sich sprichwörtlich zu einem Opfer – dem leidenden Ich.

Das erlernte Verdrängen kostet aber enorm viel Kraft und kann auf Dauer durch den emotionalen Stress krank machen. Bis heute wird die Macht der Psyche in der Schulmedizin noch sehr wenig berücksichtigt. Aber an sich ist das Unterdrücken von unangenehmen Gefühlen ein allgemeiner Abwehrmechanismus, den jeder Mensch von Zeit zu Zeit nutzt. Er darf nur nicht zur Gewohnheit werden.
Denn das eigene Verhalten, seine eigenen Emotionen immer zu unterdrücken, ja das kann auch zu Schlafstörungen, Ängste, Panikattacken und schlussendlich auch zu Depressionen führen. Dabei wird das eigene Verdrängen dafür genutzt, sich im Schmerz zu halten und somit wird das eigene Verarbeiten von herausfordernden Situationen behindert.

 

Wann Verdrängen Sinn macht

“Es gibt ganz Vieles, was wir verdrängen müssen, sonst könnten wir als Menschen gar nicht funktionieren”. Wir müssen traumatische Erlebnisse vorerst in das Unterbewusstsein verlagern. Schon Sigmund Freud befasste sich um 1914 mit den Grundpfeilern der Verdrängungslehre.

Bis heute ist sich die Wissenschaft uneins, ob es sich um eine unbewusste oder bewusste Entscheidung handelt. Einige sind sich darin einig, dass es sich um einen lebensnotwendigen und in vielen Fällen sinnvollen Abwehrmechanismus unserer Psyche handelt.
Schon eine Studie von der Universität Jena 2012 in einer Meta-Analyse hat folgendes herausgefunden: Wenn wir negative Gefühle verdrängen, leiden wir häufiger unter bestimmten Krankheiten wie beispielsweise erhöhtem Blutdruck. Wird dieser chronisch, kann er wiederum schwerwiegende Folgeerkrankungen verursachen, zum Beispiel Herzerkrankungen oder Nieren- und Augenschäden.
Für andere Krankheiten, wie etwa Krebs, konnten die Forschenden keinen Zusammenhang zwischen der Unterdrückung von Emotionen und dem Risiko zu erkranken, feststellen.
(Quelle: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/psyche-was-verdraengen-mit-uns-macht)

 

Kreativ durch die Trauer

Kreative Methodiken wie malen, schreiben oder Bewegung bietet den Trauernden mit den eigenen Gefühlen & auch mit den Gedanken in Kontakt zu kommen und ihnen einen Ausdruck zu geben. Somit können sie es von mehreren Seiten betrachten und eine neue Sichtweise gestalten. Viele Menschen, die eine schwere Verlusterfahrung, wie den Tod einer geliebten Person erlebt haben, drücken ihre Trauer ganz intuitiv z. B. über Weinen, Reden oder diverse Aktivitäten aus.

Manchen fällt all dies aber schwer und andere wiederum versuchen sich kontinuierlich abzulenken, um den Schmerz nicht spüren zu müssen. Dafür bietet die aktive innere Trauerarbeit eine professionelle Basis dafür, sich selber & ihre erlernten Muster besser kennen zu lernen und somit einen eigenen neuen, kreativen Weg, wieder zurück ins Leben zu finden.

 

Wenn die Trauer Hilfe schreit, dann…

Wenn Gedanken & Gefühle mal Achterbahn fahren, braucht es einen SOS-Werkzeugkoffer. Schreibe dich frei ist ein einfaches Tool und wirkt befreiend. Alles mal niederschreiben hilft dabei, wenn du nicht über deine Gefühle reden willst oder kannst.
Dieses Geschriebene ist ein befreiender Prozess, sich mal selbst bewusst zu begegnen. Ich empfehle, sobald du die Trauer in dir spürst, dir Zeit zu nehmen und einfach loszuschreiben oder dir gezielte Fragen zu beantworten.

Dieser Bewusstwerdungsprozess geht wie folgt;

Schreibübung: Annehmen was ist

Neue Wege zu gehen ist oft schwierig, weil es diesen einen blinden Fleck gibt. Die folgende Übung kann ihn ans Licht bringen. Beantworte folgende Fragen, ohne viel nachzudenken;

Stell dir vor, ein Kind wäre traurig, was würdest du tun? Welche Rolle nimmst du dabei ein?

Stell dir vor, in dir gibt es einen Anteil der traurig ist, was tust du? Was sollst du tun? Welche Rolle nimmst du zu dir selbst ein?

Erkenntnis:

 

Auf zu neuen Ufern

Die Logotherapie ist ein Paradebeispiel dafür, dass auch Trauern einen tiefen Sinn hat. Viktor Frankl, der Gründer Vater der Logotherapie, war selbst im KZ und hatte nur 5% Überlebenschance, aber was hat ihn überleben lassen? Dieses Geheimnis hat er uns mit der Logotherapie hinterlassen.

Diese These des Menschenbildes ist ein grundlegender Baustein, um in herausfordernden Situationen sinnzentrierter seinen Umgang zu finden. Die Sinnlehre macht gesund und gibt den Menschen einen Halt in ihrem Leben.
Oft kommt Trauer in Wellen, dabei werden erlernte Trennungs- & Trauermuster sichtbar. Viele haben lange ihre Trauer versteckt & leiden dann still und plötzlich kann ein Wort, ein Bild, ein Geruch, eine Situation alles wie ein Tsunami an die Oberfläche bringen. Dann haben die Emotionen uns im Griff. Gefangen in der Trauer, ohnmächtig und sprichwörtlich kann es einem den Boden unter den Füßen wegreißen. Völlig verloren im Schmerz braucht es einen klaren Sinnaufruf, um wieder ins Leben zurückzufinden.

 

So ziehst du der Trauer den Stachel

Im zertifizierten Lehrgang der Trauerbegleitung als Basis die Logotherapie widmen wir uns diesem wichtigen Thema. Die Sinn- & wertorientierten Umgangsformen ermöglichen alte Automatismen aufzubrechen und neu zu überdenken. Trauer ist mehr als einen Menschen zu verlieren. Das kann auch eine Trennung, die Pensionierung, Umzug oder auch eine Krankheit sein. Dieser logotherapeutische Perspektivenwechsel ermöglicht dir, mit Vergangenem Frieden zu schließen und neue Zuversicht zu schöpfen. Lasst uns über dieses Gefühl sprechen und mehr Verständnis füreinander & dafür entwickeln.


Autorin: Elke Wiedergut

  • Lebens- & Sozialberaterin
  • Supervisorin
  • Dipl. Persönlichkeitscoach
  • Aufstellungsarbeit
  • Paarberatung
  • Trauerbegleitung
  • Konfliktmanagement
  • Fachtrainerin für Erwachsenentraining
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